Praxiswissen

Warum Klauengesundheit der Schlüssel zu stabiler Leistung und Tierwohl ist

von Alma - 15 Oct, 2025

Warum Klauengesundheit der Schlüssel zu stabiler Leistung und Tierwohl ist

Gesunde Klauen tragen die Milch

Gesunde Klauen sind das Fundament Deiner Herde. Dieser Leitfaden zeigt praxisnah, wie Du Klauengesundheit über Stall, Fütterung, Hygiene, Routinen und Werkzeug stärkst – 80% Wissen, 20% neutrale Material-Übersicht.

Warum Klauengesundheit der größte Hebel ist

Wenn Laufen schmerzt, ändert sich alles: Kühe fressen kürzer, liegen häufiger oder stehen verkrampft, zeigen weniger Brunstanzeichen und verlieren Rangkämpfe. Das Ergebnis: unruhige Gruppen, Mehraufwand und sinkende Leistung. Das Gute: Die wichtigsten Faktoren liegen jeden Tag in Deiner Hand – Traktion, Trockenheit, Fressruhe, klare Routinen. Kleine, konsequente Anpassungen bringen mehr als seltene Großaktionen.

Kuhherde auf rutschfestem Laufgang

Sichere Lauffläche unterstützt Klauengesundheit.

Anatomie & Funktion – was die Klaue wirklich leistet

Die Rinderklaue ist ein elastisches System aus Hornkapsel, Wand, Sohle, Trachten und Ballen mit empfindlichen Strukturen im Inneren. Bei jedem Schritt verteilt sie das Gewicht, federt Stöße ab und wächst kontinuierlich nach. Ziel der funktionellen Pflege ist Balance statt „viel wegschneiden“ – eine gleichmäßige Standfläche, tragfähige Sohle und gebrochene Kanten, damit sich das Horn nicht einhakt oder ausreißt.

Merke: „Gute“ Klauen sind funktionell – gleichmäßig belastet, sauber konturiert, rissfrei und mit tragfähiger Sohle.

Haltung & Umwelt – hier steuerst Du täglich

1) Laufflächen & Traktion

Rutschfest, aber nicht scharf. Zu glatte Böden fördern Ausrutscher; zu raue Oberflächen erzeugen übermäßigen Abrieb. Achte auf Sauberkeit & Trockenheit (täglich abschieben, Pfützen abstellen), entgrate Übergänge (Futtertisch, Tränken, Melkstand-Zuläufe) und minimiere enge Wendemanöver durch Platz an Drehpunkten.

2) Liegekomfort & Trockenheit

Jede Minute Liegen ist Entlastung für die Klaue. Boxen sollten weich, sauber und trocken sein. Prüfe regelmäßig Einstreumenge, Mattenzustand, Boxenbreite/Nackenrohr und Zugluft – besonders in feuchten Jahreszeiten.

3) Hygiene & Laufwege

Stallhygiene ist Klauenhygiene. Kot, Harn und Feuchtigkeit reizen Haut und Horn. Breite, gut beleuchtete Wege verhindern Stau und Hektik – die Klaue dankt es mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten.

4) Routinen: Klauenbad & gezielte Pflege

Klauenbäder sind Management-Bausteine, keine Wundermittel. Entscheidend sind korrekte Dosierung, saubere Vorreinigung, fester Rhythmus (z. B. 2–3×/Woche) sowie sachgerechte, ruhige Sprayanwendungen im sauberen Ballenbereich.

Fütterung – Hornqualität beginnt im Pansen

Horn ist lebendes Gewebe. Es reagiert auf Energie-, Protein- und Mineralstoffversorgung sowie auf Struktur in der Ration. Große Futterwechsel, Hitzestress oder Fresspausen destabilisieren den Pansen – das zeigt sich später an weichem/brüchigem Horn oder ungleichmäßigem Abrieb.

Praxis-Check: Wiederkauaktivität und gleichmäßige Fresszeiten beobachten, genug Fressplatz je Kuh schaffen, Mineral-/Spurenelementversorgung (u. a. Zink, Biotin) im Auge behalten.

Ruhiger Fressbereich im Stall

Gleichmäßige Futteraufnahme fördert stabiles Hornwachstum.

Früherkennung – je früher, desto weniger Stress

Frühzeichen sind: verkürzte Schritte, runder Rücken, Schonhaltung, zögerliches Aufstehen, Halmtritte im Wartebereich. Baue Dir einen Frühwarn-Loop: täglicher Gang-Blick, Nummer notieren (Whiteboard/App), auffällige Tiere für die nächste Pflegerunde bündeln, nach 3–5 Tagen kontrollieren.

Schnell-Check (täglich):

  • Gehen alle Tiere zügig und ohne Schonhaltung?
  • Verkürzte Schritte oder gerundete Rückenlinie sichtbar?
  • Zwischenklauenspalt sauber?
  • Rutschen an denselben Stellen? → Traktion prüfen.

Klauenpflege in der Praxis – sicher, sauber, systematisch

Vorbereitung: ruhiges Treiben, sichere Fixierung, gute Beleuchtung, saubere Klaue. Werkzeugpflege gehört dazu: stumpfe Messer reißen Horn – das kostet Zeit und Nerven.

  1. Längencheck: Trachten/Zehen auf funktionelle Maße bringen.
  2. Sohlenform: gleichmäßige Standfläche herstellen, Druckspitzen vermeiden.
  3. Entlastung: bei Schmerzhinweisen Gegenseite mit Holz- oder Gummiblock entlasten (Größe/Material passend zu Klaue & Boden).
  4. Schutz: bei Bedarf Polster/Wundauflage plus Bandage – locker, mit sauberer Achtertour.
  5. Nachkontrolle: Gangbild beobachten, Material ggf. korrigieren/entfernen.
Klauenschneiden im Klauenstand

Ruhiges Arbeiten im Klauenstand – Sicherheit zuerst.

Pro-Tipp: Kurze Checkliste am Stand (Nachschub, Messerzustand, Mischer, Bandage) spart Suchzeiten und hält den Ablauf ruhig.

Herde denken – Stress reduzieren, Jahreslauf planen

Bewährt: Trimmlogik „2× pro Jahr“ (z. B. vor Ein- und Ausstallen) plus Zusatz-Checks für Frischmelker und Jungtiere. Plane mit Blick auf Weide/Stall, Gruppenwechsel und Hitzeperioden. Vermeide langes Stehen im Wartebereich, sorge für Schatten/Luftführung im Sommer und halte im Winter Materialien temperiert.

Die 8 häufigsten Fehler – und wie Du sie vermeidest

  1. Zu spät reagieren: kleine Auffälligkeiten nicht notieren → Sichtkontrolle täglich.
  2. Dauer-Nässe: aufgeweichtes Horn/Haut → Trockenheit schaffen.
  3. Stumpfe Werkzeuge: reißen statt schneiden → regelmäßig schärfen.
  4. Unpassende Klötze: Größe/Härte falsch → 110/130 mm & Material zur Klaue/Boden wählen.
  5. Zu stramme Bandagen: Druckstellen → Polster + moderater Zug, Achtertour.
  6. Keine Hochrisiko-Checks: Frischmelker/Jungvieh vergessen → fixe Kontrolltage.
  7. Klauenbad ohne Konzept: wechselnde Mischungen → fester Plan, pH-geeignet, sauber.
  8. Hektik im Stand: Unruhe/Verletzungsrisiko → klare Rollen, ruhige Reihenfolge.

Wissen kompakt (Merkliste)

  • Belastung & Entlastung: lange, trockene Liegezeiten sind „Wartungspausen“ fürs Horn.
  • Traktion ohne Klingen: rutschfest, aber nicht scharfkantig.
  • Fütterung = Hornqualität: Struktur, Konstanz und Mineralien zählen.
  • Früherkennung: spart Stress, Zeit und Material.
  • Team & Ruhe: klare Rollen, ruhige Abläufe – Sicherheit zuerst.

Hinweis: allgemeine Fachinformationen; keine Heilaussagen.

Neutrale Material-Übersicht (Beispiele, keine Heilaussagen)

EinsatzbereichOption AOption B
Entlastung GegenseiteHolzklotz 110/130 mm (Standard, flach, Keil)Gummiblock (GTS/GTL) – weich/sehr weich, dämpfend
Fixieren & VerklebenKartuschenkleber (z. B. 20GS/22TS/25T) + MischkanülenPulver-Systeme/Klauenschuhe (z. B. Easy Bloc)
Polster & FixierungBandagen (z. B. 7,5–10 cm)Fein gewebte Binden, Wundauflagen (z. B. WP10/WP30)
Pflege-Routine & ZubehörPflege-Sprays/Lösungen (z. B. REDOSAN, Redoderma)Heatbox/Abdeckungen, Sprühgeräte, Teleskoplanze
Klotzkleben im Klauenstand

: Entlastung durch korrekt gesetzten Klotz – trocken, sauber, sicher.

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Kleber, Klötze, Bandagen & Zubehör – praxisbewährt und schnell verfügbar. Im B2B-Shop findest Du Größen, Sets und Verfügbarkeit.

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FAQ – häufige Fragen

Wie oft sollte Klauenpflege erfolgen?
Bewährt: 2× jährlich plus Zusatz-Checks für Jungtiere/Frischmelker. Passe die Frequenz an Bestand, Boden, Laufleistung und Stallkonzept an.

Woran erkenne ich frühzeitig Probleme?
Verkürzte Schritte, runder Rücken, Schonhaltung, Halmtritte, zögerliches Aufstehen. Diese Tiere zeitnah bündeln – lieber kleine Routinen als große Baustellen.

Holz oder Gummi – was soll ich kleben?
Holz: robust, universell, verschiedene Höhen/Keile. Gummi (weich/sehr weich): dämpfend – beliebt auf rauen Böden oder bei längerer Entlastung.

Welche Bandage eignet sich?
Für Polsterung Rollwatte/Wundpad, für Fixierung elastische Bandagen (z. B. 7,5/10 cm) oder fein gewebte Binden. Nicht zu stramm, Achtertour um die Afterklauen.

Kleben im Winter – geht das?
Ja. Wähle passende Viskosität/Abbindzeit und arbeite trocken & temperiert (z. B. Kartusche vorwärmen).

Kontakt
ALLREDO · Bockshard 20, 51580 Reichshof, Deutschland · +49 2262 717 2841 · info@allredo.de

Quellen / Weiterführend

  • ALLREDO Produktkataloge (DE/EN/FR) – Kleber, Klötze, Bandagen, Zubehör; Größen/Varianten/Startersets.
  • Kuhle News – Praxisbeiträge zu Werkzeugpflege, Verbandtechnik, Ablauf im Klauenstand.
  • Neutrale Lernmaterialien/Atlanten (z. B. ICAR-Atlas) zur Einordnung von Klauenmerkmalen.

Disclaimer: Dieser Beitrag ersetzt keine tierärztliche Beratung. Es werden keine medizinischen/therapeutischen Versprechen gemacht. Inhalte basieren auf Praxisprinzipien; Produktangaben dienen der Orientierung.

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